Manfred Stephan (Hrsg.)

Sintflut und Geologie

Schritte zu einer biblisch-urgeschichtlichen Geologie


Ergänzende Bausteine aus Sintflut und Geologie (3. Aufl.)

Rasche Verfüllung des Maintals im Altpleistozän

Der Geologe E. Rutte hat wiederholt darauf hingewiesen, dass die in einem ziemlich frühen, aber warmen Abschnitt der Eiszeit entstandenen, rund 50 Meter mächtigen Sande und Schotter im mittleren Maintal außerordentlich schnell abgelagert wurden. Sie enthalten eine reiche warmzeitliche Säugetier-Fauna (Altpleistozän, Cromer-Komplex), die vor allem in den 1950er Jahren in großen Sandgruben geborgen wurde.1 „Die sedimentologischen Daten der Fundstellen des Mittelmaincromer sagen aus, dass die tiefsten Schüttungen die ersten, die höchsten die jüngsten sind und dass es keine Unterbrechungen im Schüttvorgang gab. Darüber hinaus bekunden die geologischen Merkmale eine außerordentlich rasche Bildung, sie ist gewissermaßen aus einem Guß“.2 Oder anders formuliert: „Die Sedimente sind in einer einzigen, einheitlichen Schüttungsphase ohne nennenswerte Unterbrechung geschüttet worden“.3 Auch Körber betont, dass die Ablagerung der Sande und Schotter „in diesem Talabschnitt das Ergebnis eines einheitlichen Vorganges“ war, der „ohne Unterbrechung in einer geologisch sehr kurzen Zeit erfolgt sein muß“4 (vgl. Abb. 5 und 6). Dabei setzt Rutte durchaus mit der Historischen Geologie eine Jahrhunderttausende lange Dauer allein schon des Altpleistozäns voraus. Er äußert aber in einem drastischen Bild, „dass, im Vergleich des Altpleistozäns mit einem Jahr, diese und jene Cromer-Dokumentation in einem halben Tag (oder in einer Viertelstunde?) geschüttet wurde“.5 Man kann fragen, ob das Altpleistozän tatsächlich eine derart lange Epoche repräsentiert, wenn nur ein äußerst kleiner Teil davon im mittleren Maintal als Sedimentationszeit dokumentiert ist. Hier könnte eine Parallele zu den sehr viel kürzeren pleistozänen Pluvialzeiten liegen, wofür die Erhaltung des Salzbergs Kuh-e-Namak spricht (s.o.). Ebenso passen dazu Belege, die auf eine bedeutend kürzere Altsteinzeit (Paläolithikum) hinweisen; nach Brandt dauerte sie „wahrscheinlich nur Jahrhunderte“.6

Abb. 5 Reste der altpleistozänen Talaufschüttung im Maintal (Kiesgrube unterhalb von Karlstadt). Nach den sedimentologischen Befunden wurde das Maintal in einem ziemlich frühen, aber warmen Abschnitt der Eiszeit (Cromer-Komplex) mit Kiesen und Sanden rasch und ununterbrochen bis zur Hälfte mit einer Mächtigkeit von ca. 50 Metern aufgefüllt. Die unregelmäßig eingestreuten Linsen sind Murgänge aus Muschelkalkschutt, die von den Talhängen her immer wieder zwischen die unruhig geschichteten, schnell abgelagerten Sande und Kiese rutschten. (Foto 1993)

Abb. 6 Zwischen den unruhig geschichteten, rasch sedimentierten Sanden und Kiesen der früheiszeitlichen Talaufschüttung sind hier deutlicher die eingerutschten Murgänge aus Hangschutt zu erkennen (in einem späteren Abschnitt der Eiszeit wurde die Talaufschüttung großenteils wieder weggeschwemmt). Im Hintergrund das heutige Maintal mit dem gegenüberliegenden Talhang. (Foto 1993)

Weitere geologische Probleme tun sich nach Rutte & Wilczewski auf, und zwar einmal, dass der heutigen Geologie Vorstellungen zur damaligen Geographie in den Quellgebieten des Mains fehlen, mit denen erklärt werden könnte, wie es „zur Gestellung der riesigen Wassermengen“ kam, die zum Transport der Sande und Schotter notwendig waren. Zum anderen bereitet es „Schwierigkeiten, die Sedimentmassen zu erklären“7, also ihre Herkunft nachzuweisen.


1 Vgl. Rutte, Randersacker (1958).
2 Rutte, Rhein (1987), 95.
3 Rutte, Mittelmaincromer (1990), 235.
4 Körber, Entwicklung (1962), 30.
5 Rutte, Bemerkungen (1977), 290.
6 Brandt, Menschheit (2006), 149.
7 Rutte & Wilczewski, Mainfranken (1995), 85.

Nähere Informationen zu den Quellenangaben in Teil 1 und Teil 2 des Literaturverzeichnisses


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